Für Wohnungslose bedeutet Corona noch immer eine Ausnahmesituation. Wo Versorgungs- und Beratungseinrichtungen immer noch unter Einschränkungen arbeiten, ist die Not bei den Betroffenen in den letzten zwei Jahren größer, die Verelendung, von der Wohnungslosenhilfe bundesweit berichtet, zunehmend sichtbar. Spürbar ist auch eine wachsende Resignation.
In der vierten Welle der Pandemie verschlechtert sich die Situation der Wohnungslosen sogar noch im Vergleich zum vergangenen Winter. Die Entscheidung gegen Einzelunterbringung sowie das Setzen auf die 3G-Regel in den verhältnismäßig engen Tages- und Versorgungseinrichtungen statt auf zusätzliche große Räume mit sicheren Hygienekonzepten stellt Betroffene und HelferInnen vor Probleme.
Ein Schlafsack kann viele Jahre halten – wenn man auf der Straße lebt, ist das anders. Gerade im Herbst und Winter steigt der Bedarf an Schlafsäcken enorm. Sie können ganz einfach helfen.
Mit 200 Menschen haben das Gast-Haus, die Kana Suppenküche, der Herzensbus und wir gestern den Tag der Armut auf dem Friedensplatz in Dortmund begangen. Ziel war, auf die Situation von Wohnungslosen vor dem Winter aufmerksam zu machen – und vor allem, zusammenzukommen und uns auszutauschen.
An jedem 17. Oktober, dem Internationalen Tag zur Beseitigung großer Armut, laden Initiativen der Wohnungslosenhilfe vor das Dortmunder Rathaus, um auf die Situation von Wohnungslosen vor dem Winter aufmerksam zu machen. Das machen wir auch dieses Mal – nur ganz anders.
Der Plan war ehrgeizig: ein Großzelt in der Innenstadt, in dem im Winter rund 500 Menschen pro
Tag zweimal im Trockenen und Warmen essen können; aufgestellt von der Stadt Dortmund, orga-
nisiert vom Gast-Haus, der Kana Suppenküche, dem Team Wärmebus und bodo und gestemmt von Hunderten Ehrenamtlichen. Nach drei Monaten lässt sich sagen: Er hat funktioniert.
Die Stadt Bochum hat auf bodos Kritik am Kältekonzept reagiert und will die Notschlafstelle Fliednerhaus und die zusätzlichen Schlafplätze in Hamme rund um die Uhr öffnen – und auch bei der Erreichbarkeit nachzusteuern. Der bodo e.V. hatte das Kältekonzept für Wohnungslose zuvor als unzureichend und im Wintersturm wirkungslos kritisiert.
Mit Enttäuschung nimmt der bodo e.V. das „Kältekonzept“ für wohnungs- und obdachlose Menschen zur Kenntnis, das die Stadt Bochum in dieser Woche vorgestellt hat. „Seit Monaten mahnen wir, dass der Corona-Winter für Wohnungslose gefährlicher werden könnte als ohnehin. Und seit Monaten haben wir auf ein städtisches Konzept gewartet, das der durch die Pandemie zugespitzten Lage Betroffener gerecht wird“, sagt „bodo“-Redaktionsleiter Bastian Pütter. „Das, was jetzt vorliegt, geht über kommunale Pflichtaufgaben jedoch kaum hinaus.“
Bei den winterlichen Temperaturen machen sich Menschen häufig Sorgen um Obdachlose, die draußen leben. Angebote, die Menschen auf Wunsch in Unterkünfte fahren, gibt es in Bochum und Dortmund nicht. Was Sie tun können, wenn sie jemanden auf der Straße sehen.
Nach Informationen von Radio 91.2 hat der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund beschlossen, keine Knöllchen wegen „Lagerns und Campierens“ mehr zu verteilen. Der bodo e.V. ist erleichtert und begrüßt die Entscheidung. „Wir hoffen, dass diese Form der Kriminalisierung obdachloser Menschen ein für alle Mal ein Ende hat“, sagt Bastian Pütter, Redaktionsleiter des Straßenmagazins bodo.