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Jede Zwangsräumung ist eine zuviel

In der Bochumer Kohlenstraße, einem der letzten Straßenzüge des ehemaligen, vor vielen Jahren abgerissenen Heusnerviertels, soll ein 73-jähriger Mann aus einem Haus geräumt werden. Die Eigentümerin, die Stadt Bochum, will die lange verwahrlosten Häuser abreißen. Zwangsräumungen sind einschneidend und meist traumatisch – ihre Zahl in Bochum bleibt aber hoch.

Umzugskisten und Möbel vor einem Hauseingang

Die Häuser in der Kohlenstraße bilden den Rest des in den 80er-Jahren umkämpften und schließlich doch abgerissenen Heusnerviertels. Der wohl letzte Bewohner lebt seit seiner Geburt in einem der Häuser. Jetzt soll er ausziehen. Die Stadt Bochum als Eigentümerin will die Flächen gewerblich nutzbar machen.

„Zwangsräumungen sind einschneidende, oft belastende und mitunter traumatische Erlebnisse, gerade wenn sie einen Menschen aus der einzigen vertrauten Umgebung reißt, die er kennt“, sagt Lutz Rutkowski, Leiter der Sozialarbeit bei bodo. „Jede Zwangsräumung ist eine zuviel.“ In Bochum bleibt die Zahl hoch: 268-mal wurde nach Angaben der Verwaltung im vergangenen Jahr eine Zwangsräumung angesetzt. 206 davon fanden auch statt ‑ im Schnitt also jeden zweiten Tag.

„Auch Bochum ist seit Jahren von spürbaren Mietensteigerungen betroffen. Bezahlbaren Wohnraum zu finden wird besonders für Menschen mit geringen Einkommen auch hier immer schwieriger“, sagt Rutkowski. „Wer in dieser Situation seine Wohnung verliert, wird unter Umständen lange keine neue finden, ohne sich finanziell enorm zu belasten, eventuell zu verschulden.“ Dabei hätte die Stadt als Eigentümerin bestimmt auch andere Möglichkeiten: „Eine Kommune hat ja auch den Auftrag, soziale Notlagen ihrer Einwohnerinnen abzuwenden. Dass sie gerade in dieser Situation auf der Räumung beharrt, ist ein schlechtes Zeichen“, so der Sozialarbeiter.