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Zusammen schmeckt's besser

bodo-VerkäuferInnen haben uns erzählt, was ihnen Essen bedeutet, was sie damit verbinden und welche Gerichte sie besonders mögen. Herausgekommen ist ein Kalender für 2024 mit ganz persönlichen Geschichten – und immer einem Rezept. Ab November wird er erhältlich sein. Was liegt da näher als auch gemeinsam den Kochlöffel zu schwingen?

Von Alexandra Gehrhardt
Fotos: Sebastian Sellhorst

„Ey, wer hat meine Zitrone geklaut?!“ Chris muss sich beeilen, oder besser: will, damit die Äpfel für den Salat nicht braun werden. „Oh… die is schon im Dressing“, lacht Franz. Nicht schlimm, es ist noch eine da. Gut ein Dutzend bodo-VerkäuferInnen und MitarbeiterInnen haben sich an diesem Septembernachmittag zum Kochen getroffen. Weil in der kleinen Küche der Anlaufstelle der Platz nicht reichen würde, haben die NachbarInnen vom Café Flash ein Haus weiter die Truppe einfach in ihre eingeladen. Im Flash werden jeden Tag Dutzende Mahlzeiten für GästInnen und BewohnerInnen der Schlafstelle zubereitet – Platz ist also genug. Nun nehmen sich alle aus dem großen Bollerwagen voll mit frischem Obst, Gemüse, Salat, Linsen oder Hähnchen raus, was sie brauchen. Auf drei Gerichte ist die Wahl für heute gefallen: einen frischen Bauernsalat, ein Linsen-Gemüse-Curry mit Mie-Nudeln und, optional, Hähnchen und einen bunten Obstsalat mit Mandeln und Kokosraspeln.

Chris ist Team Nachtisch und hat schon eifrig Bananen, Äpfel und Kiwi geschnitten. „Die saure Zitrone und die süßen Kokosraspeln sind eine klasse Kombination“, sagt er und greift sich eine Mango. Man sieht sofort, dass er Routine hat, und dass es manchmal auch schnell gehen muss. „Ich hab in der Schule schon gern gekocht, im Hauswirtschaftsunterricht. Und das ist bis heute so geblieben.“ Anders als damals muss er heute um die Küche manchmal kämpfen: „Meine Beste schmeißt mich ständig raus, weil ich immer alles anders mache als sie“, schmunzelt er.

In seinem Rücken stehen Verkäuferin Jessica und Sozialarbeiter Lutz vor einem großen Topf und rühren. Zwiebeln, Currypaste, Linsen und Tomaten dünsten bereits in Ruhe vor sich hin und werden gleich mit reichlich Kokosmilch abgelöscht. Statt Reis gibt es heute Mie-Nudeln zum Curry – eine unübliche Mischung, die sich als äußerst lecker herausstellen wird.

Am großen Tisch widmen sich Team Vorspeise, Lamiita, Zina, Wolfgang, Ferdinand und Frank allem, was unters Messer muss: Zwiebeln und Salat, Tomaten, Ingwer und frische Kräuter sind blitzschnell mundgerecht geschnitten und wandern in die Salatschüsseln oder ebenfalls in die großen Kochtöpfe.

Eine elementare Frage

Essen bedeutet für alle Unterschiedliches. Für die einen ist es nichts Besonderes, für andere eine große Leidenschaft. Für bodo-Tourguide Franz hat es auch mit Freundschaften und sozialen Kontakten zu tun. „Ich lade so gern Nachbarn und Freunde zu mir ein und bekoche die“, erzählt er, während er das Salatdressing mit reichlich Dill und Petersilie bestückt. Wenn man auf der Straße lebt, kann man sich oft nicht wirklich aussuchen, was (und wann) es zu essen gibt, geschweige denn selbst etwas Warmes oder etwas Frisches zubereiten. Und dann ist es eben doch auch eine Frage des Geldes: „Vieles ist teurer geworden, gutes, frisches Gemüse muss man sich schon leisten können“, sagt Wolfgang. Für viele ist Kochen darum, gerade wenn sie wieder in den eigenen vier Wänden sind, viel mehr als Essen machen; es ist Selbstbestimmung und freie Entscheidung.

Viele Hände, schnelles Ende, heißt ein Sprichwort, und so ist alles ruck-zuck fertig, der Tisch schon gedeckt. Über den Schärfegrad wird zwar diskutiert – während es Jessica fast schon etwas zu scharf ist, gibt Chris noch Chili nach – dennoch ist das Urteil einstimmig: „Lecker ist es. Und das Gemeinsame ist wirklich schön und macht Spaß“, findet Ferdinand und erntet von allen Seiten Nicken. Und lacht, als es später ans Abwaschen und Aufräumen geht: „Da kann man auch mal ein bisschen Action machen.“

Der bodo-Streetfood-Kalender wird in der Vorweihnachtszeit bei allen VerkäuferInnen, die wollen, erhältlich sein. Die VerkäuferInnen bieten ihn zusätzlich zum Straßenmagazin an, als Weihnachtsgeschenk für andere oder sich selbst.