Vertreibung löst keine sozialen Probleme
bodo e.V. sieht privaten Sicherheitsdienst in der City mit Sorge
Ein privater Sicherheitsdienst, der nachts durch die Innenstadt streift, um gegen Drogenkonsumierende, Bettelnde und Obdachlose vorzugehen ‑ der bodo e.V. übt scharfe Kritik an den Plänen des Cityrings und befürchtet eine Welle willkürlicher Vertreibung. „Die Ärmsten aus dem Stadtbild zu verdrängen, um das Shoppingerlebnis nicht zu stören, kann nicht die Antwort auf Probleme wie Armut, Obdachlosigkeit und Sucht sein“, so Bastian Pütter von bodo.

Seit Jahren sind Arme, Obdachlose, Bettelnde und Drogenkonsumierende einigen Einzelhändlern in der Innenstadt ein Dorn im Auge. Immer wieder ist es besonders der Chef des Cityrings, der beklagt, dass Bettler und Suchterkrankte das Shoppingerlebnis trübten. Jetzt will dieser nachts einen privaten Sicherheitsdienst losschicken, um auf deren Wunsch die Geschäfte und Immobilien seiner Mitglieder zu kontrollieren. Viele Befugnisse wird der private Dienst nicht haben, es gehe vielmehr um offene Kommunikation, heißt es in den Ruhr Nachrichten.
Beim bodo e.V. sorgt das für Sorge: „Ein Privatunternehmen ohne Befugnisse im öffentlichen Raum und ohne Kontrollmöglichkeit wird explizit im Kampf gegen Obdachlose und Suchtkranke eingesetzt“, so Pütter. „Es ist nicht damit zu rechnen, dass mäßig bezahlte und ausgebildete Security-Kräfte in Nachtschichten besonders kommunikativ sind. Wie ist denn sichergestellt, dass nicht mitten in der Nacht schlafende Wohnungslose willkürlich von ihren Schlafplätzen vertrieben werden?“
Den Ordnungsdezernent der CDU weiß der Chef der Händlervereinigung dabei an seiner Seite. „Das überrascht leider nicht.“ Der Ordnungsdezernent tritt immer wieder als Hardliner gegen Wohnungslose auf ‑ sei es durch vierstellige Knöllchen gegen Obdachlose während des Corona-Lockdowns oder durch einen ‚Weckdienst‘, der morgens schlafende Wohnungslose von ihren Plätzen wegschickt. „Will Dortmund wirklich als die Stadt bekannt sein, in der man Notleidende vertreibt, weil ihr Anblick beim Shopping stört?“
Die Hilfseinrichtungen für Arme, Wohnungslose und Suchterkrankte arbeiten seit bald drei Jahren unter Hochdruck, erst die Pandemiefolgen und nun die drohende Armutskrise aufzufangen. Sie versuchen aufzuklären und Akzeptanz zu schaffen. „Damit, die Ärmsten zum Hauptproblem des innerstädtischen Einzelhandels zu machen, tut der Cityring-Chef das Gegenteil. Die wenigsten Menschen, die ihren Alltag im öffentlichen Raum verbringen, tun das freiwillig. Dass Not sichtbarer geworden ist, liegt daran, dass sich mit der Pandemie die Lage vieler Betroffener massiv verschlechtert hat, und das bis heute. Das blendet die Erzählung von der Armut als Störfaktor aus.“
Was den Betroffenen helfen würde, wäre ein gemeinsames Ringen um Lösungen, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, findet Bastian Pütter. „Mit Vertreibung löst man keine Probleme.“