Kaum Zugang zu Hilfen
Zwei wohnungslose Männer sind in dieser Woche in Dortmund auf der Straße gestorben. Auf einem Spielplatz wurde ein 55-jähriger Mann aus Tschechien tot aufgefunden, zudem verstarb ein 46-jähriger Mann aus Polen an seinem Schlafplatz. Das zeigt ein strukturelles Problem auf: Obdachlose EU-BürgerInnen können, wenn kein Anspruch auf Sozialleistungen besteht, kommunale Hilfsangebote oft nicht wahrnehmen.
Von Alexandra Gehrhardt

Ein 55-jähriger mutmaßlich obdachloser Mann mit tschechischer Staatsangehörigkeit wurde Anfang der Woche tot auf einem Spielplatz in der Nordstadt gefunden. Hinweise auf Gewalt gibt es bisher nicht, eine Obduktion soll weitere Aufschlüsse bringen. Ein paar hundert Meter weiter verstarb zuvor ein obdachloser Mann in der Leopoldstraße. Eigentlich ist hier das Streetworker-Café für junge wohnungslose Menschen untergebracht. Unter dem schützenden Vordach hatten sich aber Erwachsene einen Schlafplatz eingerichtet. David hieß er, sagt jemand, der auch dort übernachtet hat. Viel mehr weiß man nicht über ihn. Laut Polizei war er 46 Jahre alt und polnischer Staatsangehöriger.
Die beiden Fälle hängen nicht zusammen, richten aber den Blick auf ein strukturelles Problem der Wohnungslosenhilfe in Dortmund. Obdachlose EU-BürgerInnen sind eine besonders vulnerable Gruppe, weil sie, wenn kein Anspruch auf Sozialleistungen besteht, in vielen Kommunen von staatlichen Hilfsangeboten oft ausgeschlossen sind. Die Männerübernachtungsstelle in Dortmund ist gebührenpflichtig. Bei Leistungsanspruch zahlt der Kostenträger, ohne zahlen die Nutzer selbst ‑ oder bleiben draußen.

Eine wirkliche Lösung gibt es bisher nicht, und auch an Hilfsangeboten mangelt es. Die Stadt setzt auf sogenannte Rückkehrhilfen ins Herkunftsland. Wer die nicht nutzt – weil die Obdachlosigkeit in Deutschland als bessere Lage erscheint – fällt durchs Hilfenetz.
Nun will die Nachbarstadt einen ähnlichen Schritt gehen: In Bochum beobachten Stadt und Diakonie – bei landesweit steigenden Wohnungslosenzahlen – eine geringere Nutzung der Notschlafstelle Fliednerhaus. Weil Betten freibleiben, sollen Teile der Einrichtung ab September zur längerfristigen ordnungsrechtlichen Unterkunft werden ‑ und für diese Plätze auch hier Benutzungsgebühren anfallen. Die Hürden dafür, die Einrichtung zu nutzen, dürften damit deutlich steigen. Welche Lösungen es für die Menschen geben wird, die die Gebühren nicht zahlen können, steht bisher nicht im beschlossenen Konzept.