Menü Schließen

Bochum will besser werden

Die Stadt Bochum will ihre Wohnungslosenhilfe neu aufstellen. Die Notunterkunft Fliednerhaus soll umgestaltet, die Strukturen in der Verwaltung sollen stärker darauf ausgerichtet werden, dass Menschen ihre Wohnung gar nicht erst verlieren. Ein Kernproblem bleibt.

Von Alexandra Gehrhardt

In der Forschung hat sich seit Jahren die Position etabliert, dass man Wohnungslosigkeit am besten bekämpft, indem man verhindert, dass sie eintritt (bodo 08.20). Auch vor dem Hintergrund sich immer weiter anspannender Wohnungsmärkte und der tiefen Einschnitte, die ein Wohnungsverlust bedeutet, ist die Bedeutung von Prävention in der Wohnungslosenhilfe immens – neben der von passenden Angeboten und adäquater Unterbringung.

Die Praxis in den Kommunen sieht oft anders aus. Prävention funktioniere auch oft deswegen schlecht, sagt Jutta Henke von der Bremer Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS), weil das Hilfesystem weniger sichtbar sei als es glaube (bodo 05.22). In Bochum wurden 2021 194 Haushalte zwangsgeräumt – nach Schätzung der Verwaltung rund 90 Prozent nach Mietschulden. Alle Betroffenen erhielten Sozialleistungen, waren also schon im Hilfesystem, das Handlungsbedarf hätte erkennen können.

Nun will die Verwaltung die Wohnungslosenhilfe neu aufstellen. Das Fliednerhaus (Foto) soll Clearingstelle werden, also ein erster Ort, von dem aus Menschen in passende Angebote vermittelt werden, und der zudem in Teilen von der Not- zur regulären ordnungsrechtlichen Unterkunft wird. In der Verwaltung soll eine Fachstelle die Aufgaben der Wohnungslosenhilfe von der Vermeidung eines Wohnungsverlustes bis zur Suche nach passenden Angeboten und einer neuen Wohnung bündeln. Funktionieren soll das über Streetwork und Sozialarbeit in den Einrichtungen, aber auch durch eine bessere Verzahnung der Institutionen: Wenn Jobcenter, Schuldenberatung oder Gericht von einer Räumung erfahren, soll auch die Wohnungslosenhilfe informiert werden.

Ein Kernproblem bleibt: Mit der weitgehenden Auslagerung der Wohnungslosenhilfe aus der Innenstadt – Wohnungslose pendeln nun zwischen Stadion und Springerplatz – sind zentrale Angebote für Wohnungslose schwerer erreichbar, Wege weiter geworden. Und bisher existiert das Konzept, so vielversprechend es klingt, nur auf dem Papier. Wann es umgesetzt sein soll, steht noch nicht fest.