Waschen, Schneiden, Föhnen
Seit mittlerweile vier Jahren kooperiert bodo mit den Barber Angels, einem Zusammenschluss von Friseur*innen, die in ihrer Freizeit kostenlos Haarschnitte für Wohnungslose und Bedürftige anbieten. Was vor sechs Jahren als simple Idee startete, ist zu einem internationalen Netzwerk angewachsen. Über 400 ehrenamtliche Mitglieder haben mittlerweile 40.000 Gäste frisiert. Nach diesem Vormittag in Bochum werden es wieder fein paar Dutzend mehr sein.
Text & Fotos: Sebastian Sellhorst









Kurz vor zwölf an diesem verregneten Montagmorgen geht es los. Elf Engel beginnen, die Quartiershalle in der Bochumer Stühmeyerstraße in einen Friseursalon zu verwandeln. Zwei Kabeltrommeln sorgen für genug Strom für Lockenstab, Glätteisen und Föhn und binnen Minuten kann an acht Plätzen professionell frisiert werden. In schwarzen Lederwesten voll mit Aufnähern und einem Rangsystem erinnern die Barber Angels auf den ersten Blick eher an einen rauen Motorradklub. Doch der Schein trügt. „Unser Auftreten dient zwar auch unserem Spaß, aber es lockert auch die Stimmung auf. Man ist direkt per du und kommt ins Gespräch“, erzählt Petra, die seit vier Jahren bei den Angels ist.
„Hoffentlich kommt bei dem Wetter überhaupt jemand“, sorgt sich bodo-Vertriebsleiter Oliver Philipp. Er hat den Termin koordiniert und in den Einrichtungen der Bochumer Wohnungslosenhilfe angekündigt. Seine Sorge ist unbegründet. Um fünf vor zwölf stehen die ersten Gäste vor der Tür. Einer ist Albert. Es ist bereits sein fünfter Besuch bei den Barber Angels. „Früher bin ich immer zu einem Friseur in der Innenstadt gegangen. Dort gab es damals einen Maschinenschnitt für 7 Euro. Mittlerweile sind es zehn. Das ist nicht immer drin, wenn es eigentlich dringend nötig wäre“, erzählt er lachend und streicht sich durch seine noch wuscheligen Haare. „Als Mann kommt man ja noch relativ günstig weg oder kann selbst mit einer Haarschneidemaschine improvisieren. Dafür brauchst du aber auch erst mal eine Steckdose und einen Spiegel. Hat auch nicht jeder“, erzählt Albert, während er bereits frisiert wird.
Mittlerweile sind alle Plätze besetzt, und das Café „Stüh33“ versorgt die wartenden Besucher*innen mit Cappuccino und hausgemachten Kuchen. „Uns ist es wichtig, dass sich bei uns alle auf Augenhöhe begegnen und jeder eine gute Zeit hat“, erzählt Petra. Und die Barber Angels nehmen sich Zeit. Bart- und Augenbrauenpflege oder auch ausgefallenere Frisuren gehören bei Ihnen genauso dazu wie ein kleiner Plausch. „Konkrete Wünsche haben unsere Gäste aber eher selten. Irgendwo reingehen und sagen, was man gerne hätte, das kennen viele Leute, die zu uns kommen, überhaupt nicht“, so Petra. Zwischen einigen Gästen und Friseuren hat sich so schon eine lockere Bekanntschaft entwickelt „Ich geh immer zu Andrea. Die weiß genau wie ich die Haare gerne hätte. Dafür warte ich auch gern länger“, erzählt bodo-Verkäufer Sascha.
Nach vier Stunden sind Albert, Sascha und alle, die heute gekommen sind, frisiert. Zum Abschied gibt es je nach Bedarf noch Bart- und Haarpflegeprodukte mit auf den Weg. Vor der Tür werden die Frisuren der anderen begutachtet. „Natürlich kann man nicht das ganze Leben der Leute umkrempeln“, so Petra. „Aber wenn du vom Friseur kommst, fühlst du dich ein bisschen besser, und ich glaube das merkt man den Leuten an.“