Obdachloser Mann in Dortmund getötet
In der Dortmunder Innenstadt ist am Wochenende ein obdachloser Mann getötet worden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem Tötungsdelikt aus. Am Sonntag war ein anderer Wohnungsloser als Tatverdächtiger festgenommen worden, am Montag jedoch wieder entlassen, weil sich der Tatverdacht nicht erhärtet habe.

Laut einer Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei Dortmund hatten Passanten den 45-jährigen Mann ohne festen Wohnsitz am Sonntag im Bereich des Dortmunder U gefunden. Ein Rettungswagen habe ihn noch ins Krankenhaus gebracht, dort sei er dann verstorben. Eine Obduktion habe ergeben, dass der Mann gewaltsam zu Tode gekommen sei, heißt es weiter. Als Tatverdächtiger wurde ein 39-jähriger ebenfalls wohnungsloser Mann festgenommen. Am Montag wurde er wieder entlassen; der Tatverdacht habe sich nicht erhärtet, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Die Polizei sucht nun Zeug:innen, die am Sonntag (19. September) zwischen 8.45 Uhr und 11.15 Uhr an der Schlafstätte der Obdachlosen in der Emil-Schumann-Straße zwischen U-Turm und „BIG“-Krankenkasse Beobachtungen gemacht haben. Hinweise nimmt die Polizei unter 0231/132-7441 entgegen.
Gewalt gegen Obdachlose ist Alltag. Mehr als 2.200 Gewaltdelikte (Stand: April 2020) erfasste die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe gegen Wohnungslose seit 1989, und geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Allein 2020 sind nach Zählungen der BAG W 22 wohnungslose Menschen durch Gewalt gestorben. Die Gewalt geht von Tätern aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft aus, auch von Menschen, die selbst wohnungslos sind. Die gesellschaftliche Stigmatisierung und die strukturelle Abwertung Wohnungsloser begünstigt Gewalt gegen sie.
Für Betroffene ist es durch fehlende Rückzugsräume fast unmöglich, sich ihr zu entziehen. Auf der Straße zu leben bedeutet eine permanente Stresssituation. „Corona hat diese Situation noch verschärft. Wir beobachten, dass sich die physische und psychische Situation vieler Menschen auf der Straße deutlich verschlechtert hat“, sagt Oliver Philipp, Leiter der Sozialarbeit bei bodo. „Wir haben auch den Eindruck, und hören das auch von anderen Einrichtungen und Organisationen, dass knappe Ressourcen und große Konkurrenz häufiger zu Konflikten führen.“ Wenn man obdachlos ist, kann man Ärger und Streit nicht einfach aus dem Weg gehen, indem man nach Hause geht. Was schützt, ist eine Tür, die man schließen und ein Ort, an den man sich zurückziehen kann, wann man möchte und muss. Der beste Schutz ist eine Wohnung.