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Wohnungslos in Dortmund: Wohin im Winter?

Gast-Haus, Kana, Suppenküche Wichern und „bodo“ luden zur Kundgebung ans Rathaus

Foto: Sebastian Sellhorst

Zum dritten Mal haben Initiativen der Wohnungslosenhilfe in Dortmund am UN-Welttag zur Beseitigung der Armut, vor dem Dortmunder Rathaus über die Situation wohnungsloser Menschen in der Stadt informiert. Gemeinsam berichteten Kana Suppenküche, Gast-Haus e.V., Suppenküche Wichern, Obdachlosenkaffee St. Reinoldi und bodo vom aktuellen Stand der Wohnungslosenhilfe und stellten vor dem nahenden Winter erneut Forderungen auf.

Zum dritten Mal hatten die Initiativen zu diesem Anlass vor das Rathaus geladen ‑ denn der Bedarf an Lösungen ist weiter hoch: Mehr als 44.000 Menschen in NRW haben keine mietvertraglich abgesicherte Wohnung, allein in Dortmund waren 2018 1.400 sogenannter Wohnungsnotfälle gemeldet.

Die Stadt hat 2018 begonnen, ihre Wohnungslosenhilfe neu auszurichten. Erste Schritte sind bereits gemacht ‑ wichtige Punkte wie neue Notübernachtungsstellen oder Schlafplätze, die besonders im Winter ohne Vorbedingungen genutzt werden können, fehlen aber weiterhin. Zudem bleiben Ausschlüsse: Die Angebote sind für Dortmunderinnen und Dortmunder, nicht für Menschen, die ihren Wohnsitz in einer anderen Stadt haben oder aus einem EU-Land kommen und formal keinen leistungsanspruch in Dortmund haben. 

Auch Katrin Lauterborn, Geschäftsführerin des Gast-Haus, stellte die Frage: „Warum gibt es in Dortmund kein Winternotprogramm, wie es das in anderen Städten gibt?“ Das Gast-Haus hat im vergangenen Winter ‑ ehrenamtlich ‑ bei Minusgeraden eine Notschlafstelle für Obdachlose mit Hunden und jene, die im städtischen Hilfesystem nicht ankommen, eingerichtet.

Ihre Zahl ist hoch: Tim Sonnenberg und Steffi Szczepanek vom Fachbereich Soziale Arbeit an der FH Dortmund sind Teil eines Forschungsprojektes, in dessen Rahmen im Mai Wohnungslose in Dortmund gezählt und zu ihren Lebenslagen und Biografien interviewt wurden. Sie haben herausgefunden: In Dortmund leben mindestens 600 Menschen ohne Wohnung, Unterkunft oder ungeschützt auf der Straße, weitere 200 sind akut davon bedroht. Das Gast-Haus hat im vergangenen Winter positive Erfahrungen mit der Notschlafstelle gemacht und will es in diesem Jahr wieder versuchen, wenn sich genug ehrenamtliche HelferInnen finden.

Die Suppenküchen Kana und Wichern haben zudem eine Erklärung der Suppenküchen und Tagestreffs in NRW vorgestellt, die die Veranstalter unterstützen und in der Forderungen nach Sofortmaßnahmen und zum Kampf gegen Wohnungslosigkeit formuliert sind: Sie fordert, die Vertreibung Wohnungsloser und armer Menschen aus dem öffentlichen Raum und den Konsumbereichen der Städte zu beenden und bei Minusgraden geschützte, öffentliche Räume zu öffnen, um wenigstens vor Erfrierungen zu schützen. Dennoch: „Eine U-Bahn-Station ist kein Zuhause“, heißt es in der Erklärung. Daher fordern die Initiativen außerdem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und eine Unterbringung, die sich nicht nach Kostenträgern oder Leistungsanspruch richtet, sondern nach den tatsächlichen Bedürfnissen der Betroffenen.