Auf Augenhöhe - Kunstprojekt mit bodo-VerkäuferInnen

Wohin lädt man Gäste ein, wenn man kein eigenes Wohnzimmer hat? Yoana Todorova studiert Kommunikationsdesign an der FH Dortmund und hat diese Frage heute künstlerisch beantwortet: Mitten in der Dortmunder Innenstadt hat sie ein Wohnzimmer aufgestellt ‑ aber eines ohne Wände. Den ganzen Nachmittag über haben VerkäuferInnen des sozialen Straßenmagazins „bodo“ PassantInnen eingeladen, ihre Gäste zu sein. „Auf Augenhöhe“ heißt das Projekt.
Eine Tür, die man hinter sich schließen kann, Kaffeekanne und Milchkännchen, ein Sofa, um es sich gemütlich zu machen ‑ das haben viele wohnungs- und obdachlose Menschen nicht. Das ist Thema des Projekts von Yoana Todorova, Kommunikationsdesign-Studentin an der FH Dortmund: „Es gibt das vermeintlich Offensichtliche, die Armut, das Betteln, das draußen schlafen. Und dann gibt es so viele Vorurteile. Aber Obdachlose sind unterschätzt. Die Leute haben ein Geheimnis.“
Mit einem Team aus 2 Kameraleuten, einer Fotografin, einem Sounddesigner und zwei Studentinnen der Sozialen Arbeit hat sie heute ein temporäres Wohnzimmer im öffentlichen Raum errichtet; und zwar eines für Adolf, Chris, Jessica, Marcus, Metin, Sefa und Stefan, allesamt VerkäuferInnen des sozialen Straßenmagazins „bodo“. „Ein Wohnzimmer in der Fußgängerzone ist gleichzeitig eine Wohnung und keine Wohnung. Es gibt einen Teppich, Sessel, sogar Zimmerpflanzen ‑ aber keine Wände. Es ist ein Schwebezustand“, erklärt sie ihre Idee.
Die „bodo“-Verkäufer blieben nicht allein: Sie haben Gäste zu sich eingeladen, PassantInnen, die sich Zeit nahmen, Gäste zu sein, zu plaudern, mit ihren Gastgebern ins Gespräch zu kommen. „Ich mag die Idee, die Verhältnisse umzukehren. Wohnungslose laden in ihr Wohnzimmer ein. Die Gäste dürfen Fragen stellen, man lernt sich kennen“, sagt Yoana Todorova.
Die angehende Kommunikationsdesignerin ist zum Studium aus Bulgarien nach Dortmund gezogen. Nun macht sie ihren Bachelor, und davor ein großes mehrteiliges Kunstprojekt. Auf die heutige Straßeninstallation folgt im Herbst eine Ausstellung von Film- und Fotocollagen in der Galerie „Fachhochschule vor Ort“ an der Brunnenstraße in der Nordstadt.