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Ein Schlafplatz im Warmen

Bochum hat noch vor dem Winter eine neue Notübernachtungsstelle eröffnet, in Dortmund steht der Umzug der Männer in einen Neubau im Januar an. Weitere Einrichtungen sind in Planung. Kein einfaches Unterfangen: Für eine ausreichend große Frauenübernachtungsstelle ist im zweiten Jahr noch kein Standort gefunden. Dafür hat das Gast-Haus Schlafplätze für Menschen geschaffen, die es aus Sicht der Verwaltung gar nicht gibt.

Von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

An Frosttagen macht der Gast-Haus e.V. an der Rheinischen Straße seine Büroetage zur Notschlafstelle. Es war ein vorsichtiger Start: In der ersten Nacht unter Null im Dezember warteten noch wenige Obdachlose abends um 22 Uhr vor der Tür. Der Verein hatte das Angebot noch nicht groß beworben. Die meisten von ihnen gehören aber zu den „Unsichtbaren“: Menschen ohne Ausweis, mit bulgarischem oder polnischem. Die städtischen Notunterkünfte stehen nur Menschen offen, die in Dortmund Leistungen beziehen. Wer zuletzt anderswo gemeldet war – ob in einer Nachbarstadt oder im EU-Ausland –, erhält möglicherweise eine Fahrkarte. Das meint der Satz der Verwaltung „In Dortmund wird niemand, der um einen Schlafplatz bittet, ohne Hilfsangebot abgewiesen.“

 

Die Nachbarstadt legt sich – bei im Vergleich deutlich geringerer Dimension des Problems Obdachlosigkeit – fest: „In Bochum wird niemand, der um einen Übernachtungsplatz bittet, abgewiesen.“ Ein feiner Unterschied. Wobei es bei steigender „Nachfrage“ auch im Fliednerhaus eng werden konnte. Die meisten Betroffenen schliefen lieber draußen als in der alten Notunterkunft. Der Neubau hingegen bietet menschenwürdige, im Vergleich zu vergleichbaren Einrichtungen fast komfortable Bedingungen.

 

Dortmund hat mit der Neuordnung der Wohnungslosenhilfe auf drastisch steigende Zahlen reagiert. Die neue Unionstraße soll viel stärker als bisher Durchgangsstation und damit wirkliche Notunterkunft sein. Da abzusehen ist, dass die Plätze im Neubau nicht reichen werden, beschloss der Rat auch Ausschreibungen für weitere Einrichtungen: Es wird Plätze für junge Erwachsene und eine eigene Schlafstelle für Menschen mit Suchterkrankungen geben. Wie der Umzug der Frauenübernachtungsstelle hängt das an einer passenden Immobilie und Nachbarn, die nicht dagegen klagen. Termine für die Eröffnung sind noch nicht abzusehen.