Willkommen in der "Zwölfeinhalb"
Neben dem Buchladen an der Bochumer Königsallee hat bodo ein weiteres Ladenlokal angemietet. Hier starten die Streetwork- und Versorgungsgänge, hier enden die sozialen Stadttouren und hier gibt es endlich wieder ausreichend Platz für Beratungsgespräche und die Bildungsangebote des Vereins.
Von Bastian Pütter

Eigentlich ist die Anschrift des kleinen Ladenlokals dieselbe wie die des Buchladens, den bodo vor gut zwei Jahren schräg gegenüber dem Schauspielhaus eröffnet hat: Königsallee 12. Schnell bürgerte sich bei bodo für den multifunktional genutzten Raum die Kurzbezeichnung „Zwölfeinhalb“ ein. In Benutzung ist er schon länger, nun hat er nach den inzwischen üblichen Lieferketten- und Handwerkertermin-Problemen weitgehend das gewünschte Aussehen.
Vorrangig ist die „Zwölfeinhalb“ ein Ort für die VerkäuferInnen des Straßenmagazins. Nach dem Auszug aus der Stühmeyerstraße, wo bodo mit der dort entstandenen KoFabrik enge Kooperationen pflegt, und der Station am Standort der Inneren Mission in der Henriettenstraße war es eng bei bodo. Die Räume hinter dem Buchladen waren auf die Nutzung als Büros, Beratungs- und zwischenzeitliche Aufenthaltsräume nicht ausgelegt. Außerdem fehlte der Platz für größere Teamsitzungen, Fortbildungen und Gruppenbesuche. Hier halfen bislang Kooperationspartner aus. In den neuen Räumen ist auch Platz für eine Schulklasse, für die Abschlussgespräche nach den sozialen Stadttouren und für kleinere Informations- und Kulturveranstaltungen.

„Wir sehen weiterhin einen Mangel an zentral gelegenen Aufenthaltsräumen für Wohnungslose in Bochum“, sagt bodo-Sozialarbeiter Lutz Rutkowski. „Den Wegfall dieser Orte an der Stühmeyerstraße und am Westring können wir hier nicht kompensieren. Was aber funktioniert, ist, einen ersten Anlaufpunkt für die Menschen zu bieten, die wir auf der Straße antreffen und von hieraus dann weiterzusehen und ins Hilfesystem zu vermitteln.“
Einladende, ansprechend gestaltete Räume, die nicht als speziell für Obdachlose „gelabelt“ sind, seien ein wichtiger Baustein in der Prävention. Wer sich nicht in Beratungsstellen traut und glaubt, so schlimm, dass er Angebote für Obdachlose brauche, ist es noch nicht, lässt oft entscheidende Zeit verstreichen, sagt Rutkowski. In der besonderen Inflations- und Energiepreiskrise ist die Gefahr von Wohnraumverlusten noch einmal gestiegen. 2021 wurden 194 Haushalte in Bochum zwangsgeräumt. Die „Zwölfeinhalb“ bietet nun mehr Platz und ein deutlich einladenderes Umfeld für die niedrigschwellige Sozialberatung des Vereins.
Das Prinzip der offenen Tür will der Verein mit Veranstaltungen erweitern. „Am liebsten ist es uns immer, wenn Menschen bei uns ins Gespräch kommen und gar nicht klar und am besten auch gar nicht vorrangig ist, wer eine eigene Wohnung hat und wer noch nicht“, sagt Oliver Philipp, der bei bodo für den Vertrieb des Straßenmagazins und die Anlaufstellen zuständig ist: „Eigentlich geht es ja bei bodo darum: Begegnungen zu ermöglichen, die positiv auf beide Seiten wirken.“